Laurent Vanat

Bergbahnen

2022 Internationaler Bericht über Berg- und Schneetourismus

Der internationale Bericht 2022 über den Schnee- und Bergtourismus wurde während der Eröffnungskonferenz der Mountain Planet in Grenoble am 26. April 2022 vorgestellt. Diese 14. Ausgabe des Berichts stellt den Winter 2020/21 vor, eine Saison, wie sie die Branche bisher noch nicht erlebt hat. Sie war voller Kontraste, da einige Länder ihre Skigebiete wegen der Covid-19-Pandemie den ganzen Winter über geschlossen hielten, während andere Länder eine sehr positive Saison erlebten. Dies spiegelt sich natürlich in völlig ungewöhnlichen Zahlen wider.

Nachdem die vergangene Saison in den meisten Teilen der Welt durch den Ausbruch von Covid-19 abrupt unterbrochen wurde, stellt die Wintersaison 2020/21 die Skigebiete auf der ganzen Welt vor große Herausforderungen. Mit der Entwicklung neuer Wellen und neuer Varianten der Pandemie sahen sich die Regierungen gezwungen, zahlreiche Beschränkungen und manchmal auch Abriegelungsmaßnahmen zu erlassen. In vielen Ländern wurden jedoch Panikreaktionen angesichts der Ungewissheit vermieden, soweit es die Skigebiete betraf. Vorbeugende Maßnahmen wurden organisiert, oft proaktiv von der Branche selbst. Sie ermöglichten es einigen Ländern, eine gute Skisaison zu erleben, und mancherorts erreichten die Besucherzahlen trotz der Einschränkungen hohe Werte. Nirgendwo führte der Betrieb der Skigebiete zur Bildung von Covid-Clustern, die sich über das ganze Land ausbreiteten.

Obwohl die Lifte nur in 6 der 68 Länder, die über Skigebiete im Freien verfügen, geschlossen wurden, hatte die Schließung der Skigebiete in den meisten Alpenländern enorme Auswirkungen auf die weltweiten Besucherzahlen. Sie hat die Rangfolge der Skimärkte vorübergehend völlig verändert, so dass China bei den Skibesuchen 2020/21 nach den Vereinigten Staaten, aber noch vor Japan und der Schweiz an zweiter Stelle liegt (da Österreich, Frankreich und Italien, die normalerweise die Spitzenplätze belegen, teilweise aus dem Spiel waren).


Nachdem die vergangene Skisaison mit weltweit 319,5 Millionen Skifahrern bereits als die schlechteste Saison des laufenden Jahrtausends bezeichnet wurde, führte die Schließung der alpinen Skigebiete zu einer noch schlechteren Zahl von 201,2 Millionen Skifahrern für 2020/21.


Die globalen Auswirkungen der Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen für die Wintersaison 2020/21 führten somit zu einem Rückgang der Skifahrerbesuche weltweit um 37 % (gegenüber der früheren verkürzten Saison 2019/20, die bereits einen Rückgang von 18 % aufwies). Am stärksten betroffen waren natürlich die Alpenländer, wo der Rückgang 78 % erreichte. In anderen europäischen Destinationen und in Zentralasien hielt sich der Rückgang mit 32 % in Grenzen. Mit der Erholung in China verzeichnete die Region Asien-Pazifik einen Anstieg von 17 %. Die sehr gute Saison in den Vereinigten Staaten brachte auch Amerika ein Plus von 11 %. 


Neben diesem sehr kontrastreichen Bild war der Winter 2020/21 auch durch einige andere Highlights gekennzeichnet.



So war die Saison an mehreren Orten länger als üblich, und einige Skigebiete in Ländern wie der Schweiz und Slowenien waren noch im Juni geöffnet, obwohl diese Gebiete normalerweise geschlossen sind. Obwohl die Sperrung in Frankreich bis Ende Mai andauerte, konnten einige Skigebiete dort Ende Mai oder Anfang Juni für eine begrenzte Anzahl von Gästen spezielle Wochenendöffnungen anbieten, da sie noch ungewöhnliche Schneemengen auf ihren Pisten hatten.

  • Die Reisebeschränkungen im Ausland haben dazu beigetragen, dass die Zahl der inländischen Besucher in einigen östlichen Ländern ein bisher nicht gekanntes Ausmaß erreicht hat. Russland und Rumänien erlebten 2020/21 ihre bisher beste Saison.
  • Die Vereinigten Staaten verzeichneten eine neue Begeisterung ihrer Bevölkerung für das Skifahren. Die Branche verzeichnete dort mehr als 1 Million neue oder wiederkehrende Teilnehmer und erreichte damit wieder das Niveau, das im ersten Jahrzehnt des Jahrhunderts üblich war.
  • Das Modell des Vorverkaufs in Verbindung mit Saisonkarten für mehrere Skigebiete und die breitere Einführung dynamischer Preise haben das traditionelle Geschäftsmodell des Kartenverkaufs weiter verändert und die Zuverlässigkeit der Einnahmebasis erhöht, was durch die Pandemieeinschränkungen erleichtert wurde.

Die Branche hat sich weiterhin dem Ziel verschrieben, den Skifahrern außergewöhnliche Erlebnisse zu bieten, und wird sich in den nächsten Jahren noch mehr anstrengen, zusammen mit der Hoffnung, dass die Olympischen Winterspiele 2022 dem chinesischen Skigeschäft weitere Früchte bringen werden.


Umfang: Derzeit gibt es weltweit 68 Länder, die über beschneite und ausgestattete Skigebiete im Freien verfügen. Auch wenn die Schneesporteinrichtungen viel zahlreicher sind, wurden weltweit etwa 2.000 Skigebiete identifiziert. Neben den großen Skidestinationen, die von Skifahrern besucht werden, gibt es eine Reihe weiterer, kleinerer Destinationen, in denen der Skisport bereits seit langem betrieben wird oder sich gerade entwickelt. Die offensichtlichsten aufstrebenden Destinationen sind Osteuropa und China, aber es gibt eine Reihe weiterer kleinerer Akteure, die über den ganzen Globus verteilt sind: Zypern, Griechenland, Indien, Iran, Israel, Libanon, Lesotho, Marokko, Neuseeland, Pakistan, Südafrika, Türkei und viele mehr.


Laurent Vanat: Neben seinem persönlichen Engagement im Bereich des Schnee- und Bergtourismus betreibt Laurent Vanat sein eigenes Beratungsunternehmen, das auf Unternehmensplanung und -management spezialisiert ist, Laurent Vanat Consulting Ltd. Laurent Vanat wurde eingeladen, seinen Bericht auf verschiedenen internationalen Tagungen vorzustellen, darunter der OITAF-Kongress in Rio, die Tagungen der WTO in Andorra, Almaty, Tiflis und Ulsan, die Asia Pacific Snow Conference - ALPITEC/ISPO in Peking, Mountain Planet in Grenoble, die IMTA-Jahreskonferenz in Guiyang, verschiedene Tagungen der FIS und die Tagungen von Grand Ski in Chambéry, um nur einige zu nennen.

Der kostenlose Zugang zum vollständigen Bericht ist derzeit auf seine Spender und die Unterstützer seiner Crowdfunding-Kampagne beschränkt. Gedruckte Exemplare des Berichts können online über die Website des Autors erworben werden - www.vanat.ch

Deutsche Uebersetzung dank www.seilbahnen.net 

Saisonbilanz Schweiz - 2020/21

Die Skisaison 2020/2021 wird als eine Saison der Gefahren in die Annalen eingehen: Neben der Gefahr einer Ansteckung, die in direktem Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie steht, drohte den Skigebieten eine Schliessung auf Druck ausländischer Regierungen, die einen Sündenbock brauchten. Doch anders als in den meisten Skiländern der Nordhalbkugel obsiegte in der Schweiz die Vernunft und die Schweizer Seilbahnunternehmen blieben in Betrieb. Möglich war dies nicht zuletzt dank den Schutzkonzepten von Seilbahnen Schweiz, die in Zusammenarbeit mit dem BAG plausibilisiert wurden und sich bewährt haben.
Dadurch konnten die Skistationen, die einen wichtigen Beitrag zur Schweizer Tourismuswirtschaft leisten – mehr als 10% des kantonalen BIP in einigen Regionen – vor Schlimmerem bewahrt werden. Diese denkwürdige Wintersaison kann wie folgt zusammengefasst werden:


  • Ein begrenzter Rückgang der Frequentierung: Mit 20,1 Millionen Skier-days verharrte diese auf dem Niveau der Vorsaison, die wiederum durch den Teil-Lockdown um die letzten Wochen gekürzt worden war.
  • Negative Auswirkungen auf den Umsatz der Seilbahnunternehmen, die nicht die üblichen Preisniveaus realisieren konnten und auch aufgrund der Betriebseinschränkungen weniger Einnahmen erzielten.
  • Ein erstarktes Interesse der Schweizer Kunden an den Skigebieten, mit fast 2 Millionen inländischen Skier-days mehr als im Fünfjahresdurchschnitt vor Corona.
  • Ein starker Rückgang der ausländischen Gäste, mit einem Verlust von 4,5 Millionen Skier-days im Vergleich zur durchschnittlichen Frequentierung. Die grossen Skigebiete litten besonders stark unter diesem Rückgang.
  • Eine im Schnitt etwas kürzere Saison als üblich, trotz des längeren Winters.
  • Überraschend: Die polnischen Besucher scheinen während der Pandemie die Schweizer Skigebiete entdeckt zu haben.

Trotz widriger Umstände legten die Seilbahnunternehmen eine hohe Professionalität an den Tag, was zur Rettung der Saison beitrug.

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